Das verlassene Hotel

Lange habe ich mich darauf gefreut das sagenumwobene Hotel im Schwarzwald zu besuchen. Ich stehe mit ein paar befreundeten Fotografen nun in der Auffahrt und bestaune das imposante Anwesen. Noch können wir das Grundstück nicht betreten und müssen auf die Dame des Denkmalvereines warten, die uns die Tür aufschließen wird. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen ob an den Gruselgeschichten etwas dran ist, wie die Räumlichkeiten aussehen und ob ich das berühmte Bild der Adi B. zu Gesicht bekommen werde. Und da kommt sie auch schon … freundlich und sichtlich selbst begeistert von der herrlichen Waldlust. Die Dame schließt uns auf und gibt uns eine kurze Instruktion wie wir uns im Notfall zu verhalten haben und wieder aus dem Hotel kommen, denn gleich wird sie die Tür hinter sich schließen und die Schlüssel umdrehen. Wir sind also eingeschlossen …… 

Und so stehen wir hier – total überwältigt von der Größe des Hotels, der noch gut erhaltenen Pracht vergangener Jahre und irgendwie planlos wo wir wohl anfangen sollen. Uns stockt der Atem … allerdings nicht vor Angst. Was sofort auffällt ist der modrige Geruch der sich hartnäckig im Hotel verteilt. Beim genaueren Betrachten der Wände, Möbel und Teppichböden wird auch schnell klar, dass sich hier sämtliche Schimmelpilzarten tummeln die der Erdball so hergibt. Ich bin sicher, wenn wir unsere vier Stunden Zeit hier verbracht haben, sind alle bösartigen Bakterien in unseren Körpern durch das Einatmen des luftigen „Antibiotikums“ komplett zerstört und besiegt. Dann mal los !

Wir verteilen uns im Hotel und ich hechte zuerst ganz nach oben – auf der Suche nach Zimmer 434. Hier soll sich das grüne Himmelbett befinden – im Zimmer von Adi (Adele B.), welche wohl hier auch gewaltsam zu Tode kam.

Spannend ist das schon. Es ist dunkel im Flur. Ohne Taschenlampe geht hier gar nichts. Und da läufts du hoch … und läufst … und läufst… und läufst … und schließlich wünschst du dir, dass der Aufzug hier noch fahren würde. Oben angekommen überfällt mich ein beklemmendes Gefühl. Ein Blick nach links – ein Blick nach rechts – mein Gott: Das ist riesig. Wie soll ich das in 4 Stunden schaffen ? Ich öffne die erste Tür und stehe vor einem gelben Himmelbett… wie schööööööön muss es hier gewesen sein !

In den folgenden drei Stunden irre ich mehr oder weniger chaotisch durch die Gänge und versuche mir die Sahnestückchen zum Fotografieren abzugreifen. Immerhin habe ich nach dem zweiten erkundeten Stockwerk ein klein wenig Ahnung, wo ich langlaufen muss um zumindest kein Zimmer zu verpassen. Viele der Zimmer sind in ursprünglichem Zustand, manche aber auch schon modernisiert. Gerade bei ein zwei Bädern fällt mir das auf. Eines ist schlicht modern weiß gehalten – ein anderes in feinstem Bahamabeige – nichts also, was sich lohnt festzuhalten. Ich bedauere dies etwas, denn in diesen Räumen ist der geheimnisvolle Flair leider verloren gegangen. Dafür gibt es aber auch viele schöne Zimmer, so dass mir die Zeit zu knapp ist um Detailaufnahmen anzufertigen. Ich begnüge mich damit 08/15 Zimmerfotos zu schießen um das für mich Wichtige auf meine Speicherkarte zu bannen. Die Zimmer mit der Aufschrift „Zugang verboten“ -und seien sie noch so reizvoll- tragen ihren Hinweis nicht umsonst ! Ich bin wahrlich kein Hasenfuß, aber die Warnungen die Zimmer zu betreten kommen schon nicht von ungefähr. Das Hotel hatte einen größeren Wasserschaden, der teils mit Geldern aus den Einnahmen des Denkmalvereines behoben wurde. Leider hat die Dachkonstruktion an manchen Stellen schon sehr darunter gelitten. Auch der Boden ist partiell stark aufgequollen – unter anderem auch im Keller. Der Parkettboden erinnert hier eher an ein Wellenbad, so stark ist er gewölbt. Die Zeit im Hotel ist wie erwartet viel zu schnell vorbei. Ich schaffe es gerade noch ins Erdgeschoss, aber auch da übersehe ich in der Eile die Küche. In den Keller komme ich zum fotografieren leider gar nicht mehr … aber dafür entdecke ich kurz vor Ende noch ein Foto an der Wand. Ich hänge es ab und schaue es mir an – ein hübsche, fröhliche Frau …. ob dies wohl Adele war ???

In der Galerie zeige ich euch noch ein paar meiner Lieblingsfotos. Ich hoffe ihr habt ein wenig Lust auf die Besichtigung des Schlosshotels bekommen, denn der Verein der die Erhaltung des prunkvollen Bauwerks anstrebt lebt unter anderem von den „Eintrittsgeldern“ für Fotografen.  Pro Teilnehmer kosten vier Stunden Shootingzeit € 30,- . In der Galerie könnt ihr durch Klicken in die Slideshow wechseln.

Zur Galerie

Noch mehr Eindrücke in der Galerie

Zur Geschichte des Hotels

1902 – 1903 auf einer Grundstücksfläche von 14.000 qm in Freudenstadt erbaut.  Das von Hotelier Ernst Lutz geführte Haus erlangte innerhalb weniger Jahre einen Top Rang und lockte hochadelige Gäste, Prinzen und Künstler sowie Schauspieler und betuchte Bürger an. Gäste des Grandhotels waren unter anderem:  Die Königin-Mutter der Niederlande, der König von Schweden, der Prince of Wales, Mary Pickford, Lloyd George und Stummfilmschauspieler Douglas Fairbanks. Insgesamt verfügte das Hotel über 80 Zimmer und Suiten mit insgesamt 140 Betten. Die Zimmer und 16 Suiten verteilten sich auf 5 Stockwerke. Auf 100 Liegebalkonen konntDas Grandhotel Waldlust wurdeen die betuchten Gäste entspannen und die herrliche Aussicht genießen.   Die besten Zeiten erfuhr das Hotel unter dem Einfluß von Adele B. die als gute Seele des Hauses bekannt war und unter anderem die Tanzveranstaltungen des Hotels organisierte. 1949 soll Adele B. im Hotel ermordet worden sein und seither als Geist ihr Unwesen treiben. Die Spukgeschichten lockten 2005 sogar Wissenschaftler für Grenzwissenschaften an. Nach Adeles Tod und unter dem Einfluss des Zweiten Weltkrieges wurde das Hotel in ein Lazarett umfunktioniert, indem viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Die prunkvollen Jahre waren schlagartig vorbei. Es folgten einige Besitzerwechsel und Leerstände. 2005 folgte der endgültige Ruin und das Hotel schloss seine Pforte für immer. Heute kümmert sich der Verein für Kulturdenkmale Freudenstadt um das Anwesen… und hofft auf einen Investor der dem Schmuckstück neues Leben einhaucht. Ich drücke die Daumen ! KONTAKT über: http://denkmalfreunde.de

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Hubert Häusler
Hubert Häusler
5 Jahre her

Hallo Freunde der Lost places (ich nenne sie „Abandoned places“, sie sind ja nicht verloren, sondern „nur“ verlassen bzw. aufgegeben)! Daß das Hotel nicht durch Vandalismus zerstört wurde, ist tatsächlich ein großer Glücksfall. Ein anderes Hotel, das etwa gleichzeitig gebaut wurde, fiel in seinem Inneren diesem Schicksal zum Opfer, nämlich das Hotel Alpenhof am Achensee in Tirol (ein Sorgenkind der tiroler Denkmalpfleger, wozu ich mich noch äußern werde). Als ich 1999 zum ersten Mal das Hotel innen besichtigte, war alles noch unversehrt, das gravierte Tafelsilber war noch vorhanden, im Speicher befand sich ein großer schwerer Picknickkoffer von einer Münchener Hofschreinerei… Mehr lesen »

Bettina Dittmann
Bettina Dittmann
Antworte auf  Hubert Häusler
5 Jahre her

Lieber Hubert, ja, es ist tatsächlich schön, dass das Hotel noch so gut erhalten ist. Aber auch hier haben schon irgendwelche Pappenheimer Lampen aus der Wand gerissen und dergleichen … Das Hotel wird verwaltet und gepflegt, das macht wahrscheinlich den Unterschied zu so manchem „richtig“ verlassenen Objekt. Auf der einen Seite nimmt es mir etwas die Spannung Geld für den Eintritt in ein Lost Place zu zahlen, auf der anderen Seite dient es natürlich dem Erhalt. Trotzdem ist es weitaus spannender durch „verbotene“ abgesperrte Räumlichkeiten zu schlurfen. Leider treibt sich an solchen Orten gerne Gesindel umher. Randale und komische Saufgelage… Mehr lesen »

Regina Marckert
Regina Marckert
6 Jahre her

Hallo Frau Dittmann,
vielen Dank für die Info. Jammerschade daß es ohne Erfolg war. Habe aber auf der Facebook-Seite von „Freudenstadt damals“ einige Zimmer-Bilder von anno aufgestöbert. Sie können ja mal schauen wenn Sie Lust haben. Es gibt da ein Album speziell „Waldlust“. Dort ist alles mögliche zu sehen…..

Mit freundlichen Grüßen
Regina

Bettina Dittmann
Bettina Dittmann
Antworte auf  Regina Marckert
6 Jahre her

Liebe Frau Marckert,

diese Infromation ist superlieb von Ihnen – aber es gibt da ein kleines Hindernis:
Ich habe tatsächlich keinen Facebook Account …. ja, das gibt es 😉
Eventuell können Sie hier einen Link zum Facebookalbum posten. Mit etwas Glück kann ich die Bilder sehen. Und wenn nicht, dann sicher andere .

Ganz liebe Grüße
Bettina

Regina Marckert
Regina Marckert
6 Jahre her

Sehr geehrte Frau Dittmann,
als Waldlust-Süchtige bin ich bei Ihren tollen Bildern hängengeblieben und hab mit Begeisterung den Chat mit dem ehemaligen Angestellten Alain aus dem Elsass gelesen. Was mich wirklich brennend interessiert ist, hat er sich nochmalig bezüglich alter Bilder bei Ihnen gemeldet ?. Das wär ja wie ein Sechser im Lotto !. Bin gespannt auf Ihre Antwort…

Mit freundlichen Grüßen
Regina Marckert

Bettina Dittmann
Bettina Dittmann
Antworte auf  Regina Marckert
6 Jahre her

Hallo Frau Mackert,
ich freue mich, dass Sie Gefallen an meinem Beitrag und den Bildern gefunden haben.
Auch ich fand die Sache mit Alain sehr aufregend und hatte tatsächlich noch eine Weile e-mail Kontakt mit ihm.
Leider ist aber bezüglich der Bilder nichts mehr gekommen. Es wäre natürlich unheimlich toll gewesen, aber leider wurde daraus nichts ….

Liebe Grüße

Bettina

Alain Schaeffer
Alain Schaeffer
7 Jahre her

Hallo Bettina,
wie das so oft ist, glaube ich wenigstens, fotografieren die Angestellten selten den eingenen Arbeitsplatz.
Werde jedenfalls diese Seite an meine ehemalige „Cheffin“ weiterleiten.
Könnte sein dass Sie eventuell einige Bilder noch gespeichert hat.
Tja, betuchte Leute und prominente dazu, gab’s ezu meiner Zeit erheblich w’eniger als zu den Anfängen.
Keine gekrönte Häupter, ab und an doch manche Promis, auf jenden Fall ziemlich viele Gäste aus dem Ausland.
Schöne >Grüsse aus dem Elsass
Alain

Bettina Dittmann
Bettina Dittmann
Antworte auf  Alain Schaeffer
7 Jahre her

Hallo Alain,
ich danke dir vorab schonmal für die Mühe und die mail, die du mir gestern geschrieben hast !
Einige der Links kenne ich, da wir uns vor dem Besuch des Hotels ausgiebig darüber informiert haben 🙂
Wenn deine Chefin von damals noch ein paar Bilder (egal wie gut oder langweilig diese dir auch erscheinen mögen) finden würde, wäre das der absolute Hammer. Ich hoffe es !
Mann, das fände ich (und vielleicht der ein oder andere Besucher gier) total spannden ….
Dir einen wundervollen Tag und liebe Grüße
Bettina

Alain Schaeffer
Alain Schaeffer
7 Jahre her

Hallo Frau Dittmann,
habe ganz zufällig diese Internetseite entdeckt.
Eigentlich wollte ich nur einige Bekannten das Haus zeigen wo ich zwischen 1998 und 2005, (Datum der Schliessung durch den letzten Besitzer, die kein Geld mehr hatten, oder ausgeben wollten), gearbeitet hatte. Wirklich schade um das Haus.
Wann wurden die sehr gute, und für mich „erinnerungsträchtige“ Bilder geschossen?
Schöne Grüsse aus dem Elsass
Alain

Bettina Dittmann
Bettina Dittmann
Antworte auf  Alain Schaeffer
7 Jahre her

Lieber Alain, das ist ja ein Ding 🙂 Ich freue mich, dass ein ehemaliger Angestellter dieses fantastische Anwesens auf meiner Seite gelandet ist. Das hat doch einen besonderen Charme, wenn man dort umher geschlurft ist. Die Aufnahmen habe ich im August 2016 gemacht. Es ist wirklich ein Jammer das Gebäude so heruntergekommen zu sehen. Ich kann mir wirklich vorstellen wie grandios das gewesen sein muss zu Zeiten, als da noch betuchte Leute „abgestiegen“ sind. Vielleicht haben Sie ja noch ein oder zwei Aufnahmen, die aus einer besseren Zeit stammen und die man hier (natürlich unter der Nennung Ihres Namens –… Mehr lesen »

Max
Max
7 Jahre her

Hallo Bettina,richtig tolle Bilder von dem Hotel und man kann schon sehen wie mondän es einmal war und ohne die „Bewachung“ wäre es schon längst von Vandalen verwüstet worden.Auch deine Story liest sich spannend dazu.
Liebe Grüße Max

pottfotograf.
7 Jahre her

Tolle Aufnahmen und interessante Informationen dazu. Ein rundum gelungener Beitrag, danke für´s Teilen!

Gerhard Grimm
Gerhard Grimm
7 Jahre her

Hallo Bettina, daß Du richtig gute Fotos machen kannst, weiß ich ja schon.
Aber daß Du auch eine tolle Art hast, zu erzählen, spannend zu machen, neugierig machen etc. , das ist mir erst seit heute bewußt.
Insofern ist diese Arbeit so eine Art Gesamtkunstwerk!
LG Gerhard

Thomas Jung
Thomas Jung
7 Jahre her

Hallo liebe Bettina, das ist ein sehr eindrucksvoller, interessanter und schöner Einblick in die vergangenen Tage des Hotels!! Du beschreibst das hier sehr spannend und lebhaft und es macht wirklich Spaß diesen Beitrag zu lesen und die Präsentation anzuschauen! Dieser herrliche Einblick vergangener Zeiten macht Lust auf mehr und auch ich möchte und werde mir den Blick und den Geruch gönnen und das alte Hotel mal besuchen. Ich kenne Deine Seite und bewundere Deine Arbeit und das was Du bisher geleistet hast!! Hut ab, Du machst genau das was ich schon immer machen wollte!! Ich danke Dir für diesen spannenden… Mehr lesen »

Frank Maryska
Frank Maryska
7 Jahre her

Hallo Bettina,

da stockt einem ja der Atem schon beim lesen. Der Eindruck muss ja gewaltig sein. Die Bilder zeigen viel von der riesigen Pracht die mal vorhanden war. Schade wenn so was verfällt. Auf jeden Fall herzlichen Dank fürs zeigen.

Bettina Dittmann
Bettina Dittmann
Antworte auf  Frank Maryska
7 Jahre her

Hallo Frank,
ja, es ist ein Jammer. Das Hotel ist schon eine Erscheinung – auch wenn es marode ist. Wenn du da an der Bar stehst und dir vorstellst, wer da schon alles sein Piffchen geschlürft hat …und was da losgewesen sein muss. Es ist einfach wunderschön, gerade im Erdgeschoss ! Eine Fahrt dorthin lohnt in jedem Fall !