Tutorial zur Entwicklung von Nachtaufnahmen

Nachdem sich mein letzter Blogbeitrag mit den fotografischen Bedingungen für aufregende Nachtaufnahmen befasst hat, möchte ich heute allen Nachteulen zeigen, wie ich meine Bilder nach dem Shooting mit Hilfe von Camera RAW & Adobe Photoshop bearbeite.

Wenn du von einer nächtlichen Fototour zurück kommst, bist du vermutlich mit dem Bild „Out of Cam“ genauso unglücklich wie ich und suchst einen Weg deine Aufnahme hinsichtlich Tonwerte, Kontrast und Farbe zu verbessern. Ich möchte auf dieser Seite gerne zeigen wie ich an die Entwicklung meiner Dateien rangehe um die Fotografien so zu bearbeiten, wie ich das Motiv vor Ort empfunden habe. Eigentlich sind dazu auch gar nicht sehr viele Schritte nötig. 

Zunächst einmal eine VORHER-NACHHER Ansicht:

Ziel bei diesem Bild war es, die Tonwerte der hinteren Gebäude anzuheben und die Lichter zu intensivieren. Außerdem war mir die Fotografie insgesamt zu blaustichig und flau. Auch der Asphalt und der gesamte Boden sind in der Rohdatei zu einheitlich. Ich habe im Bild ein paar Lichtreflexe eingebaut um dem Motiv etwas mehr Dynamik zu verleihen. 

Tutorial

1. RAW Converter:

Zunächst öffne ich das Bild in Camera RAW. Das sieht dann erstmal recht unspektakulär aus:

1. Grundeinstellungen

Die Grundentwicklung werde ich zweimal vornehmen. Aus einem Bild werde ich die Tiefen, aus dem zweiten entwickelten Bild ein paar Lichter übernehmen.
Vorerst nehme nehme ich nun ein paar Grundkorrekturen vor. Da mir das Bild zu dunkel geraten ist, ziehe ich die Lichter & Tiefen etwas an. Auch die Klarheit & Dynamik ziehe ich hoch um den flauen Look zu verbessern. Der Himmel ist zwar jetzt etwas zu hell, aber das ist nicht weiter schlimm. Aus dieser ersten Entwicklung werde ich später lediglich die Bildelemente übernehmen, die mir zu dunkel geraten sind, wie Gebäude und Straße. 

2. Schärfen & Entrauschen

Schärfen:
In Camera RAW wird das Bild zunächst geschärft. Für meine Aufnahme stelle ich folgende Parameter ein: 
Betrag: 80 / Radius: 0,8 /  Detail 40 / Maskieren 44. 
Wenn du die ALT Taste beim Maskieren gedrückt hältst, kannst du sehen welche Bereiche geschärft werden und welche nicht. Alle schwarzen Bereiche auf dem Bild sind vom Schärfevorgang NICHT betroffen, alles was weiß anggezeigt ist, wird nachgeschärft. Wie du siehst habe ich gerade so maskiert, dass noch ein paar kleine Strukturen im Himmel betroffen sind,  der Großteil aber smooth bleibt. 

Entrauschen:
Die Rauschreduzierung erfolgt über die Luminanzregler. Hierfür nehme ich folgende Einstellungen vor:
Luminanz 18 / Luminanzdetails 50 / Luminanzkontrast 0 / Farbe 85 / Farbdetails 50 / Farbglättung 50

Speziell bei High ISO Aufnahmen entstehen durch das Isorauschen unschöne Farben, die du mit der Farbglättung gut in den Griff bekommen kannst. Dazu gehst du am besten in die 100% Ansicht und schaust dir an, wie sich der Regler auf dein Bild auswirkt.

Mit gedrückter ALT Taste
Großansicht zur Kontrolle

Nachdem alle Grundeinstellungen getroffen sind, öffne ich die Datei in Photoshop.

3 . Grundeinstellungen zweite Entwicklung

Nun gehe ich zurück um die Rohdatei erneut im RAW Konverter zu öffnen. Die Einstellungen bleiben fast gleich wie schon bei der ersten Entwicklung: Ich ziehe aber nun die Lichter runter und die Tiefen etwas hoch. Dies ist das Ausgangsbild für die zweite Ebene.

Auch dieses Bild öffne ich jetzt in Photoshop

4. Kombinieren in Photoshop

Nachdem ich nun beide Dateien geöffnet habe, werde ich sie in einer Datei als Ebenen übereinander legen.  
Dazu gehe ich auf Ebene duplizieren und wähle als Ziel das Bild aus, welches ich bereits geöffnet habe. Danach bestätige ich mit „OK“ .

Die Ebenen benenne ich nun mit den  Namen „hell“ und „dunkel“ um sie besser unterscheiden zu können

5. Ausmaskieren

Die helle Ebene liegt nun über der dunkleren.  Aus dieser möchte ich mir nun ein paar Lichter in die dunkle Ebene malen. Ich lege zuerst eine Ebenenmaske an und invertiere diese. Wenn ich nun mit einem weißen Pinsel auf der Maske male, kann ich mir die hellen Lichter zurückholen wo ich sie gerne haben möchte. Ich entscheide mich bei meinem Bild für eine Aufhellung des Asphalts und der hinteren Gebäude. Auch ein paar Glanzlichter, wie zum Beispiel in der Ampel werden wieder eingemalt.

6. Tonwertkorrektur

Es sind nur Nuancen, aber im nächsten Schritt lege ich eine Tonwertkorrekturebene an, mit deren Hilfe ich die Lichter nochmal etwas aufhelle. Ich lege erneut eine Ebenenmaske an, invertiere diese und male das Licht partiell zurück ins Bild.

7. Farblook

Das Bild ist mir insgesamt zu blau. Farbstiche entferne ich ganz einfach wie folgt:

Zuerst reduziere ich alle bisher angelegten Ebenen auf eine einzige Ebene und lege diese über alle anderen. Diese nehme ich als neue Basis um weiterzuarbeiten.
Ich verwende dazu den Tastaturbefehl  Str + Alt + Shift + E .

Nun lege ich eine neue Ebene an und fülle diese mit der Farbe, die ich entfernen möchte. Dazu nehme ich mit der Pipette die gewünschte zu entfernende Farbe auf. In diesem Fall klicke ich in den blauen Himmel. Danach fülle ich die neue Ebene mit diesem Blau. Den Ebenenmodus stelle ich auf „dividieren“. Somit wird genau diese  Farbe aus meinem Bild herausgerechnet. Da ich ein wenig Restblau im Bild behalten möchte, stelle ich die Deckkraft der Ebene auf 22%.  

Im nächsten Schritt möchte ich die Lichter wärmer und intensiver gestalten. Dazu wähle ich eine Einstellungsebene „Color Lookup“ in der Variante „Fall Colors“. Diese wird wie gewohnt zunächst mit einer schwarzen Maske überlagert, um danach die gewünschte Farbe wieder mit einem weißen Pinsel ins Bild zu malen. Diesmal male ich mir Gelb in die Lichter der Schaufenster und ein paar Lichtreflexe auf den Boden vor den Gebäuden. 

Ich kombiniere nun wieder alle Ebenen mit Str + Alt + Shift + E auf eine finale Ebene…

… und bearbeite diese nochmal im Cameraw RAW Filter um sie farblich ein letztes Mal anzupassen. Mit welchen Farben du hier spielst ist reine Geschmacksache. Ich mag es kräftig und bunt 😉 

Sicher ist dir aufgefallen, dass die Veränderungen der einzelnen Schritte gar nicht soooo sehr ins Auge fallen. Schaust du dir aber das Vorher-Nachher-Foto an, ist der Unterschied in der Summe doch enorm. Die meisten dieser Schritte lassen sich auch schon in Lightroom erledigen. Wer keinen Photoshop nutzt, kommt auch da zu sehr guten Ergebnissen, die sich deutlich vom Ausgangsbild unterscheiden.

Du siehst, es ist gar nicht so viel Aufwand und es lohnt sich durchaus ein paar Regler anzufassen. 

Probiere es einfach selbst aus …

 

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