Hund vs. Katze
Alles für die Katz` ....
Seit meinem 24 Lebensjahr bin ich eingefleischte Katzenliebhaber und -halterin. Ob Bauernhofkatze, Main Coon, Bengalenmix oder Sibirische Waldkatze … Ich habe sie alle schon mein eigen nennen und lieben dürfen.
Ein Hund im Haus ? Für mich undenkbar. … es geht doch nichts über einen immer wohlduftenden und unaufdringlichen Stubentiger. Wer will schon eine sandige, stinkende Fellkugel im Bett liegen haben, die einem morgens mit schlechten Atem quer über das Gesicht schlubbert ? Da lobe ich mir doch eine gepflegte Katze. Die duftet schlimmstenfalls nach „Frische Sommerwiese“, nachdem sie sich mal wieder in frisch gewaschenen Handtüchern geräkelt hat.
Ich wollte kein Haustier, dessen Existenz bereits durch den modrigen Geruch meines Autoinnenraumes verraten wird. Kennt ihr diese stinkenden Karren ? Die, bei denen man schon beim Einsteigen am liebsten den Spuckbeutel auspacken würde ? Wie gut erinnere ich mich an eine frühere Freundin, bei der ich wegen dieses „Nassen-Hund-Geruchs“ konsequent vermieden habe im Auto mitzufahren. Schon beim Öffnen der Beifahrertür musste ich mich seinerzeit vor Ekel schütteln – und ich bin weiß Gott nicht empfindlich !
Aber es gab jahrelang noch ein anderes, sehr erdrückendes Argument GEGEN einen Hund: Auf gar keinen Fall wollte ich ein Haustier, welches Scheiße frisst. Nein bitte … wie beschissen ist das denn ? Mitleidig sah ich all die Zeit auf die ach so liebevollen Hundehalter herab, die mit ihren Fellnasen voller Wollust innige Küsschen austauschten. Der Gedanke das Tier könnte sich zuvor irgendwelche Hinterlassenschaften einverleibt haben, ließ mich erschaudern.
Und apropos Hinterlassenschaften: Wer zum Teufel hat eigentlich Bock bei Regen, -10° C oder +38° C Grad (also irgendwie fast immer) das Haus zu verlassen um stundenlang durch den Wald zu schlurfen, bis der Verdauungstrakt des Vierbeiners endlich leergesuddelt ist ?!? Da lobe ich mir doch das Katzenklo ! Ein kurze Minute Geocaching in dem nach Babypuder duftenden Katzenstreu und fertig ! Danach noch eine Dose mit feinen Häppchen in Gelee aufmachen und ab zum Kuscheln auf die Couch.
Wie es sich für eine überzeugte Katzennärrin gehört, war ich bisher außerdem der festen Überzeugung, dass Katzen deutlich klüger, sauberer, kuscheliger und vor allem edler sind. Mit einer Katze als Haustier kannst du das Haus verlassen wann und wie lange du möchtest. Und das, ohne dass der Vierbeiner komplett ausflippt. Katzen sind eben schlau und kommen alleine zurecht. So ein Hund hängt dir doch wie ein Klotz am Bein… Fast verachtend schaute ich also herab auf diese hechelnden Flitzpiepen, die peinlich devot und ferngesteuert 24/7 ihrem Frauchen oder Herrchen hinterherrennen.
Nein … wie charakterlos !
ROCKET der Schwerenöter. Ein supernetter Charakter und charmant, wenn er frech ist. Und das ist er oft. Auch nach 7 Monaten hat er es immer noch nicht aufgegeben um Pollys Gunst zu buhlen. Bisher erfolglos ! Das Bild stammt vom Einzugstag.
Der gefürchtete Endgegner in unserem Haus. An ihr kommt keiner vorbei. Als Zweitname hört sie auf dem Namen „Godzilla“ und das nicht ohne Grund. Wegen unserer „netten“ alten Dame, darf ROCKET nicht allein Zuhause bleiben. Ich könnte für nichts garantieren …
Vinia als Kitten. Auch dieses Bild stammt aus den ersten Tagen, die sie bei uns verbrachte. Sie ist ein absolut sanftes Seelentier und versteht sich auch mit ROCKET. Wenn sich seine Sturm & Drang Zeit gelegt hat, sehe ich die beiden als Best Friends 🙂
Gut, es gibt natürlich ein paar katzentypische Eigenschaften, die man an dieser Stelle nicht verschweigen darf ...
... Schon mal mir `ner Katze Auto gefahren ?
Jaaaaaaaa, es gibt wohl nichts Nervigeres als eine kreischende Katze im Auto. Wenn du sie überhaupt da hineinbekommst. Im Normalfall verpisst die sich nämlich schon im Vorfeld. Allerspätestens dann, wenn sie dich mit der Transportbox aus dem Keller kommen sieht ! Ich erinnere mich an eine Situation, wo ich den Tierarzttermin absagen musste, weil Madame sich irgendwo im Haus versteckte und ich sie partout nicht auffinden konnte. Ich weiß bis heute nicht wo sie war. Irgendwann stand sie einfach wieder vor mir und hatte Hunger Der Höhepunkt meiner Katze-im-Auto-Karriere war mein Umzug von Hessen ins Saarland. 120 km Fahrt mit dem Möbeltransporter und zwei hysterischen Stubentigern – das haut den stärksten Mann um !
Ja, da hat man es mit einem Hund schon leichter. Dieser klebt einem sowieso den ganzen Tag an den Fersen. Und außerdem: So ein Fifi macht für ein gutes Leckerchen ohnehin fast alles. Und auch wenn nicht: Hunde sind eben Bauerntrampel. Rocket könnte sich gar nicht verstecken – auch wenn er wollte. Wer immer trampelt wie ein Elefant, irgendetwas umschmeißt oder laut furzt, hat schlechte Karten im Tarnmodus. Da würde ihm auch ein Superheldencape nicht helfen. Muss ja aber auch gar nicht, weil Hunde – bis auf ein paar Ausnahmen – eigentlich gerne Auto fahren. Also ROCKET findet`s jedenfalls suuuuper !
Ach, und da gibt es noch eine winzige Kleinigkeit: Katzen und Medikamente – der Alptraum schlechthin. Sollte dein Tierarzt die Behandlung deiner Katze dank Falknerhandschuhen lediglich leicht verletzt überstanden haben – schickt er dich nun mit der Arschkarte nach Hause. Wie DU jetzt zwei Mal täglich diese scheiß Tablette in die Mieze bekommst ist DEIN Problem. Und denke nicht, du könntest sie in Leckerchen verstecken – das merkt die !!!
Tja … DAS ist mit einem Hund doch wesentlich einfacher. Die bittere Pille einfach in ein Stückchen Wurst gerollt – und weg damit. Aber im Prinzip reicht auch wenn du so tust, als wäre diese überaus schmackhafte Tablette eigentlich für deinen Verzehr bestimmt
FAZIT ?
Naja, wie soll ich es jetzt abschließend sagen ?
Dank meiner Tätigkeit als Tierfotografin habe ich eine Menge toller Hunde kennengelernt. Und irgendwann war da dieses verdammte Teufelchen auf meiner Schulter, was mir immerzu einreden wollte, dass ich UNBEDINGT einen Hund möchte.
Ach … und dann habe ich einfach mal so aus Neugierde bei einer Züchterin angerufen. Nur mal so gucken. Naja … und da war da halt dieser Wurf. Und dann war da auch noch ein cremefarbener Welpe dabei …. Ach scheiß drauf ! Dann hol ich halt so einen Knilch … !
Und verdammt: Ich hab`s nie glauben wollen, aber so ein Hund ist doch ein verdammt tolles Tier. Ähm … nein … eigentlich ist er mehr.
ROCKET ist ein Freund, Seelentröster, Kasper, treuer Weggefährte und ein absolut vollwertiges Familienmitglied.
Um den Finger gewickelt hat er mich – der Sack !
Nicht , dass ich meine Katze nun weniger lieb hätte, aber Rocket ist nun mal mein ständiger Begleiter. Ein Hund ist definitiv anstrengender aber auch die totale Erfüllung. Das Einzige was ich heute bereue ist, dass ich nicht schon früher auf den Hund gekommen bin. Wobei ich auf der anderen Seite auch gar nicht die Zeit zur Verfügung gehabt hätte, mich angemessen um ihn zu kümmern. Dank meiner Selbstständigkeit muss ich meinen kleinen Freund nicht jeden Tag 5-8 Stunden alleine Zuhause lassen. Das könnte ich mit Rocket auch gar nicht machen. Natürlich ist dieser Umstand mein Fehler, weil ich das Alleinesein nicht richtig mit ihm trainiere. Geschuldet ist dies meiner alten Katze „Polly“ alias „Godzilla“. Die beiden alleine zu lassen wäre ein sehr dumme Idee. Rockets Augenlicht ist mir da einfach lieber als meine Freiheit. „Vinia“ meine andere und sehr liebevolle jüngere Katze wird später einmal nicht das Problem sein. Die Beiden sind auf Schmusekurs und lernen so langsam die Körpersprache des Anderen kennen. So beschränkt sich die Zeit die Rocket mit sich selbst verbringen muss, auf die Zeit im Auto, wenn ich einkaufen bin. Alles andere wird man noch sehen ….
Mein vielleicht größter Irrtum war zu glauben, dass Hunde doof sind. Das, was ich immer als devot und ferngesteuert abgetan habe, ist in Wahrheit wohl eher loyal und treu. Und blöd ist so ein Hund schon dreimal nicht. Ich bin schwer beeindruckt, wieviel Tricks sich ROCKET in der kurzen Zeit bis zum 9. Lebensmonat schon draufgeschaufelt hat. Und dann denke ich nochmal ganz kurz drüber nach, wie viele Jahre ich versucht (!) habe meinen Couchtigern beizubringen NICHT auf den Esstisch zu hüpfen …
Nein, so ein Hund lernt wirklich wahnsinnig schnell und auch unheimlich viel. Vielleicht habe ich mit Rocket auch ein besonders gelehriges Exemplar erwischt – ich weiß es nicht. Aber es macht ihm irre Spaß zu trainieren und ich habe das Gefühl er zeigt mir auch irgendwie sein Wohlwollen mit dem Ausführen meiner Kommandos. Die Katze würde mir da im besten Fall die kalte Schulter zeigen …. Pffffff …
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Durch Rocket hat sich mein Leben jedenfalls grundlegend verändert. Wo ich früher bis nachts um 3.00 Uhr vorm Rechner gearbeitet habe, ist heute spätestens gegen 1.00 Uhr Schicht im Schacht. Schließlich meldet sich die Blase von Monsieur noch zu einer unchristlichen Zeit. Morgens um 6.30 Uhr ist Schluß mit lustig. Also schlurfe ich derzeit täglich und noch vor meinem geliebten Morgenkaffee, schlaftrunken und mit blau geringelten Frotteeschlafanzug durch den Garten um eine wohlduftende Kackwurst einzusammeln. Die Augen immer auf die Balkone der Nachbarn gerichtet, in der Hoffnung dass mich keiner in meinem aufreizenden Nachtgewand erspäht.
Nach erfolgreicher Morgentoilette legt sich der Herr dann auch prompt wieder ab. Schön für ihn – ich bin dann allerdings mal wach. Also gehen wir nach Rockets Erleichterung gemeinsam ins Bad und ich mache mich fertig. Immer dabei: die Katze auf und der Hund vor der Badewanne.
Und man soll es nicht glauben: Nach meiner jahrelangen Lauffaulheit, freue ich mich heute bereits beim Haareföhnen auf den folgenden Morgenspaziergang mit meinem kleinen Herzensbrecher. Jeden Morgen tingeln wir fröhlich und gut gelaunt für mindestens eine Stunde durch den Wald. Dort schöpfe ich Kraft und sammle Ideen, kann die Seele baumeln lassen und bin ganz im Einklang mit meinem kleinen Begleiter und der Natur. Ich sehe jeden Menge wilde Tiere, die ich seit Jahren nicht mehr live erleben durfte. RCOKET und Frauchen genießen zusammen die Freiheit. So bin ich jeden Tag auf`s Neue einfach überglücklich, wenn ich sehe, wie meine süße Fellnase freudig erregt durch den Wald hüpft.
Und wenn wir wieder Zuhause ankommen, steht da schon meine Mieze und wartet auf ihre Kuschelstunde auf der Couch.
Hallo Bettina, es ist immer wieder eine Freude für Auge und Zunge (Deine Texte gehen mir wie Öl runter!) diesen Blog zu lesen. Die Fotos sind natürlich ein ganz besonderer Augenschmaus.
LG Gerhard
Lieber Gerhard, vielen Dank ! Weißt ja, ich habe eine lockere Schnute 😉