Vielleicht kennst du das: Egal welches Hundefutter du auch kaufst – irgendwie will es dein Vierbeiner nicht recht vertragen. Seit 9 Monaten lebt Rocket nun bei mir und ich habe seine Verdauungsproblemchen immer noch nicht in den Griff bekommen.
Es gluckert und brodelt permanent in seinem Bauch. Da wird geschmatzt, gerülpst und gepupst, dass sich die Balken biegen. Manchmal findet derart viel Luft den Ausgang am anderen Ende, dass man das Gefühl hat, der Hund atmet durch sein Hinterteil. Zusätzlich sieht man sich des Öfteren – mitten in der Nacht – mit Frotteeschlafanzug und Gartenclogs an der Wiese stehen, damit Monsieur Gras fressen und sich übergeben kann. Heitere Aussichten auf die hoffentlich nächsten 15 Jahre …
Was sich im ersten Moment lustig anhören mag, bringt mich an den Rand der Verzweiflung. Egal ob Premium- oder Discounterfutter, egal welche Fleischsorte, ob mit oder ohne Getreide – alles wurscht: Der Hund verträgt die Industriepampe einfach nicht. Hochwertiges Dosenfutter kann meine Fellnase ja noch einigermaßen verwerten, aber Trockenfutter geht gar nicht!
Und was jetzt?
Tja – das ist eine gute Frage, die mich nun schon seit längerer Zeit beschäftigt. Seit Wochen beschäftige ich mich mit der artgerechten Ernährung von Hunden und durchforste das Internet nach nützlichen Beiträgen und Rezepten. Im Regal stapeln sich Bücher die auf dem Klappentext viel versprachen und doch wenig nutzten. Auf der Suche nach nützlichen Informationen war ich schon so weit, dass ich mir überlegt hatte eine Ausbildung zur Hundeernährungsberaterin zu machen. Auf der anderen Seite interessiert es mich recht wenig, wie, was, wo im Darm in welche Bausteine aufgespalten wird und ob es sich links oder rechts an den Darmzotten vorbeiquetscht. Ich will einfach nur wissen:
Wie muss eine gesunde Hundemahlzeit aussehen, was muss ich an Nahrungsergänzung zufüttern, wie oft und wieviel ?
Glücklicherweise kam mir eine Kundin in den Sinn, die seit Jahren für ihre Hunde kocht und sich mittlerweile sogar selbstständig gemacht hat. Mein Dank gilt an dieser Stelle Nadine, die etwas Licht ins Dunkel gebracht hat!
Barfen oder Kochen ?
Eine Glaubensfrage. Noch kann ich mich mit dem Thema Barfen nicht richtig anfreunden. Das liegt nicht daran, dass ich etwas gegen die Verfütterung von rohem Fleisch hätte – vielmehr möchte ich etwas unabhängiger sein und Hundefutter auf Vorrat zubereiten. Es gibt zudem eine Menge Hunde, die Gekochtes einfach besser vertragen und verwerten können. Nachdem der Startschuss für die gesunde Hundeküche diese Woche bei uns gefallen ist, kann ich zudem bestätigen, dass es wirklich nicht aufwändig und durch den Wegfall des ganzen Dosenmülls zudem noch sehr umweltfreundlich ist, die Mahlzeiten für den geliebten besten Freund selbst zu kochen. Von der Idee fertiges Futter einzumachen bin ich nach meinem Gespräch mit Nadine leider weg. Ohne die Verwendung eines Druckkochtopfes ist mir das Botulismusrisiko bei fleischhaltigen Gerichten einfach zu groß. Vorerst werde ich die Mahlzeiten deshalb lieber einfrieren.
Doch wie geht man die Umstellung von Dosenfutter auf mit Liebe Gekochtes am besten an? Glücklicherweise lassen sich Hunde die Dosenfutter gewohnt sind, etwas schneller umzustellen als solche, die lediglich Trockenfutter kennen. Zum Ausprobieren bekam Rocket am ersten Tag zur Hälfte Dosenfutter und zur Hälfte Gekochtes in den Napf. Schon am nächsten Tag war im „Kaffeesatz“ zu lesen, dass keine Schwierigkeiten zu erwarten sind. Also gab es meine liebevoll zubereitete Hundenahrung bereits am zweiten Tag morgens und abends.
Den Hund umstellen
Ein Wunder – der Hund ist satt !
Abgesehen von dem guten Gefühl, welches mich beschlich, machte mein Wuffel zum ersten Mal in seinem Leben einen satten Eindruck. Rocket war bisher niemals satt. Da ging immer noch ein Kaninchenohr hier und ein Leberwurstkeks dort. Stets ein Auge auf dem Katzenfutter, schlich er bislang auch nach dem Fressen permanent nervös durch die Wohnung, bellte den Trockenfutterbehälter an und war unheimlich nervig, wenn sich jemand erdreistete den Kühlschrank zu öffnen.
Das alles ist wie weggezaubert …. Frauchen ist HAPPY !
Die Umstellung
Eine ausgewogene Hundeernährung kommt ohne Nahrungsergänzung leider nicht aus. In der Eingewöhnungsphase kann das allerdings kurz vernachlässigt werden. Wichtig ist die ersten beiden Wochen nur, dass der Hund alle Komponenten verträgt und sich die Verdauung umstellen kann. Auf die genaue Zusammensetzung eines ausgewogenen Kochplans gehe ich später ein. Vorerst halte ich mich an folgenden Plan:
Soviel Futter braucht dein kleiner Freund
Die Futtermenge berechnen
Bei ausgewachsenen Tieren beträgt die tägliche Futtermenge zwischen 2- und 4% des Körpergewichts. Die genaue Menge solltest du an die Aktivität deines Hundes anpassen: Ist er moppelig und döst lieber auf der Couch, bekommt er 2%, ein sportlicher Vierbeiner eher 4%. Wenn du unsicher bist, starte mit 3% und warte ab, ob deine Fellnase ab- oder zunimmt.
Rechenbeispiel Futtermenge:
Rocket wiegt 7.000 Gramm
3% von 7.000 Gramm = 210 Gramm Futtermenge/Tag
Rocket bekommt also pro Tag 210 Gramm selbstgekochtes Futter
Grundrezept für die Umstellung:
Mein Basisfutter für die Eingewöhnung besteht zu 70% aus Muskelfleisch mit einem Fettanteil von etwa 10% und aus 30% Gemüse. Als Gemüse nehme ich Karotten, weil die im Allgemeinen gut vertragen werden.
Für eine Tagesration von 210 Gramm benötige ich 147 Gramm Muskelfleisch und 63 Gramm Karotten. Da ich für eine Woche vorkochen möchte, multipliziere ich mit 7. Insgesamt stehen auf meinem Einkaufsplan für die Wochenration also 1.029 Gramm Fleisch und 441 Gramm Karotten.
Zubereitung
Das Fleisch wird unter klarem Wasser abgewaschen und in kleine Stücke geschnitten. Danach kommt es in einen Bräter und wird im Ofen für 2-3 Stunden auf 80° C gegart. Die Karotten werden gewaschen und geschält. In einem Kochtopf mit Wasser und einem Stückchen Butter werden sie gegart und danach in kleine Stücke geschnitten. Das Fleisch und die Karotten werden danach in einer Schüssel vermengt und kleingeschnitten oder püriert. Nach dem Erkalten kann das Basisfutter portionsweise eingefroren werden
Da im Fleischsaft viele Vitamine enthalten sind wird er nicht weggeschüttet. Gib ihn während des Pürierens einfach dazu und verrühre alles, bis eine gleichmäßige Masse entstanden ist.
Die erste Woche
Tag 1 und 2:
Nach und nach Dosenfutter durch Selbstgekochtes austauschen.
Tag 3-6:
An Tag 3 bis 5 fütterst du ausschließlich das Basisrezept. So hat der Körper Zeit, sich an die neue Kost zu gewöhnen. Wenn alles glatt läuft, kannst du an Tag 5 und 6 auch schon einen kleingeschnittenen Apfel untermischen oder roh verfüttern.
Ab dem 7 Tag
kannst du anfangen erste Innereien und Knochenmehl dazuzugeben. Teste immer erst aus, ob dein Hund die angebotenen Innereien auch annimmt und gut verträgt. Beginne den Fettgehalt der Nahrung langsam zu erhöhen. Ein zu schnelles Vorgehen endet oft in Durchfällen, also lass dir bitte etwas Zeit. Insgesamt sollte der Fettgehalt am Ende bei etwa 13% – 20% liegen.
In den darauffolgenden Tagen kannst du das Futter außerdem langsam mit einem guten Omega 3-6-9- Öl anreichern. Hat dein Hund alles gut weggesteckt, kommt eine weitere Komponente, das Seealgenmehl hinzu. Als letzte Glied der Kette folgt schließlich ein Vitamin-B Komplex.
Die genaue Menge die an Öl, Knochenmehl, Seealgen und Vitamin B untergemischt werden sollte, findest du auf der Verpackung oder in den Artikelbeschreibungen der Anbieter. Einige Shop-Websiten bieten zur genauen Bedarfsermittlung sogar Online-Rechner an. Falls dir das Zusammenstellen der einzelnen Komponenten zu kompliziert ist, kannst du natürlich auch zu fertigen Mischungen greifen. Auch hier hält der Handel eine breite Auswahl bereit.
Ernährungsplan nach der Umstellung
Nach der Umstellung sind der Fantasie beim Kochen fast keine Grenzen gesetzt. Ich koche nach folgendem Ernährungsplan, wobei ich die Mahlzeiten derzeit mal mit und mal ohne Kohlenhydrate zubereite.
Ohne Kohlenhydrate
80% Tierischer Anteil:
84% Fleisch
(verschiedene Fleischsorten & Fisch) mit 13-20% Fettanteil
16% Innereien
1/3 Leber,1/3 Herz, 1/3 Lunge, Niere, Milz oder
1/3 Leber, je 1/6 Herz,Niere,Lunge,Milz
20% Pflanzlicher Anteil:
70-80% Gemüse
20-30% Obst
Mit Kohlenhydrate
70% Tierischer Anteil:
84% Fleisch
(verschiedene Fleischsorten & Fisch) mit 13-20% Fettanteil
16% Innereien
1/3 Leber,1/3 Herz, 1/3 Lunge, Niere, Milz oder
1/3 Leber, je 1/6 Herz,Niere,Lunge,Milz
30% Pflanzlicher Anteil:
40-50% Gemüse
10-20% Obst
30-40% Kohlenhydrate
(gekocht abwiegen)
Was darf alles auf dem Speiseplan stehen ?
Eine ganze Menge !
Ich bin sicher, dass die folgende Liste nicht vollständig ist. Allerdings reicht sie für uns aus. Ich bin kein allzu großer Fan von exotischen Zugaben und beschränke mich aus Gründen des Umweltschutzes weitgehend auf die Produkte, die regional anbaubar und erhältlich sind. Klar bekommt Rocket auch mal ein Stückchen Kiwi, aber ich denke mit gesunder Hausmannskost ist er absolut happy und rundum gut versorgt.
Obst
- Äpfel
- Aprikose
- Banane
- Birnen
- Brombeeren
- Erdbeeren
- Himbeeren
- Johannisbeeren
- Kiwi
- Kirschen
- Melone
- Pflaumen
Gemüse
- Brokkoli
- Blattsalate
- Chinakohl
- Gurke
- Kohlrabi
- Kürbis
- Möhren
- Rüben
- Sellerie
- Spargel
- Spinat
- Zucchini
Sonstiges
- Brot
- Eier
- Erdnussbutter
- Frischkäse
- Fisch
- Haferflocken
- Joghurt
- Kartoffeln
- Nudeln
- Quark
- Quinoa
- Reis
Nahrungsergänzung:
Auch ein noch so abwechslungsreicher und ausgeklügelter Futterplan, kann den Nährstoffbedarf unseres Vierbeiners nicht ausreichend abdecken. Vitamine und Mineralien versuche ich durch Abwechslung von Fleisch und Gemüse gut abzudecken, aber spätestens beim Kalziumbedarf geht die Rechnung in die Knie. Der Bedarf wird durch die Zugabe von Knochenmehl oder Eierschalenpulver abgedeckt. Für die Jodversorgung benötigst du Seealgenmehl, für die Vitamin-Versorgung Bierhefe oder besser noch einen Vitamin-B-Komplex für Hunde von Ratiopharm. Weiterhin gebe ich zum Futter ein gutes Omega 3-6-9 Öl für schönes Fell und eine gesunde Haut. Es ist außerdem wichtig für ein gutes Immunsystem, unterstützt die Herzfunktion und liefert wichtige Antioxidantien.
Knochenmehl
Seealgenmehl
Bierhefe
Eierschalenpulver herstellen
Sammle saubere und trockene Eierschalen, bis du genügend zusammen hast um sie zu Pulver zu verarbeiten. Diese werden zunächst im vorgeheizten Backofen bei 150°C etwa 5-7 Minuten lang gebacken. Eventuelle Verfärbungen die während des Backvorgangs entstehen sind unbedeutend. Nach dem Auskühlen werden die Eierschalen in einer Kaffeemühle oder mit einem Mörser zu Pulver vermahlen.
Das Pulver ist in einem luftdicht verschlossenen Behälter etwa 2 Monate haltbar.
Eierschalenpulver ist wegen des geringen Phosphorgehalts für heranwachsende Hunde eher ungeeignet:
Ein Teelöffel Pulver enthält etwa 1.800mg Kalzium. Die empfohlene Tagesdosis liegt beim Hund bei 50-100mg Calzium / kg je Tag. Daraus ergibt sich folgende Mengenempfehlung:
- Gewicht 4-5 kg ¼ TL
- Gewicht 9 Kilo ½ TL
- Gewicht 20kg 3/4 TL
- Gewicht 30kg 1 TL
Nahrungsergänzung kaufen:
Online Rechner BARF / Hundefutter
Und hier ist der versprochenen Online Rechner. Hier müsst ihr nur Gewicht und Aktivitätslevel eurer Fellnase, sowie die Zeit, für die ihr vorkochen möchtet eingeben. Und schon spuckt euch mein Rechner euer persönlich berechnetes Rezept für selbstgemachtes Hundefutter aus.
Hallöchen, mich würde interessieren welche Art von Fleisch verwendet wird, als Muskelfleisch. Dankeschön 🙂
Sehr spannender Artikel ! Bin gerade auch daran die Fütterungsmethode für meinen Havi zu überdenken, da wir auch schon seit je her mit Magen/Darm Geschichten kämpfen. Kochst Du die Innereiem auch mit und wenn ja auch mit dem Muskelfleisch im Bräter? Wäre interessant zu wissen.
Liebe Daphne,
tja, das mit den Innereien ist so eine Sache. Ich habe festgestellt, dass Rocket damit ein Problem hat – besonders mit Leber. Auch dann, wenn ich bei weitem weniger mitkoche, als nötig. Ich bin derzeit dazu übergegangen ohne Innereien zu kochen und mit Vitamin- und Mineralkomplex aufzuwerten. Momentan kommen bei mir Hackfleisch, Hähnchenherzen und Hähnchenmägen in den Topf. Seither ist auch wirklich komplett Ruhe mit Durchfall 🙂
Hallo Bettina,
super…. da hat sich deine Arbeit absolut gelohnt. Es ist super geworden.
Mir fällt immer noch schwer das richtige Fleisch zu finden, bzw. den richtigen Fettanteil. Wie machst du das? Gibst du noch zusätzlich Rinderfett z.B. dazu?
Liebe Grüße
Jasmin
Hallo Jasmin,
das ist eine berechtigte Frage. Momentan steigere ich den Fettgehalt durch verschiedene Fleischsorten. Ich denke langfristig werde ich lieber mageres Fleisch kaufen und Rinderfett dazugeben.
Wie machst du das ?
Bisher habe ich ihm hin und wieder Lammfleisch gegeben, das recht fettig ist. Da er aber eher Hühnchenfleisch bevorzugt, möchte ich auch zusätzlich Rinderfett füttern. Habe nur noch keines von unserem Metzger bekommen… da bin ich noch auf der Suche.
Also das Rinderfett bekommst du auch im Zoofachgeschäft oder Online in BARF Läden. Vermutlich werde ich das auch so machen, weil ich ebenfalls gerne Hühnchen oder mageres Rindergulasch verwende. Ich muss die Metzgersfrau unbedingt mal zum Thema Fettgehalt befragen. Eigentlich sollten die ja wissen, wie sich die Ware zusammensetzt …