Giardien bei Welpen – Kampf den Einzellern

Ein Erfahrungsbericht

Ich hasse diese Biester !

Vor zwei Wochen war es soweit. Rocket musste zunächst häufiger als gewohnt Kot absetzen und ich dachte mir noch nichts Böses dabei. Im Laufe der nächsten beiden Tage allerdings wurde die Konsistenz der Hinterlassenschaften immer weicher, bis Rocket an Tag 3 schließlich wie ein Schokobrunnen aus dem Po sprudelte.

Bis zu diesem Zeitpunkt war mein kleiner Welpe noch fit, doch noch am gleichen Tag sollten ihn schlagartig seine Kräfte verlassen. Lustlos und traurig lag mein Havaneserbub die meiste Zeit auf dem Boden und schlief.  Keine Spiele, kein Machtkampf und kein Machogehabe. Spätestens da wurde mir klar: Da ist was im Busch !

Um abzuklären was mein Wauzi hat sammelte ich die Häufchen ein, fuhr zum Tierarzt und ließ diese untersuchen. Die Diagnose war schnell gestellt: Rocket hatte sich Giardien eingefangen – der Giardientest war hochgradig positiv. „Na toll“ …. dachte ich, was muss der Lümmel seine Nase auch in jeden Mist stecken, der auf dem Boden liegt. Ich schwöre hoch und heilig, dass ich mit Argusaugen über ihn wache wenn wir spazieren gehen. Etwas Ungutes was er aufgenommen hat muss mir jedoch durch die Lappen gegangen sein. Zunächst hatte ich das Wasser meines Gartenteiches in Verdacht, denn ich hatte Rocket dabei erwischt, wie er daraus getrunken hatte. Wenig später verwarf ich den Gedanken allerdings schon wieder, denn meine Stubentiger die sich ebenfalls das Wasser dieser Oase einverleiben wurden negativ auf Giardien getestet. Na gut… Jammern hilft bekanntlich nicht, wir befassten uns also mit der Beseitigung des Problems.

Um die kleinen Biester loszuwerden verschrieb ihm der Tierarzt 7 Tage Metronidazol. Die Alternative wäre die Gabe von Panacur gewesen, gegen die ich mich aber bewusst entschieden hatte. Durch meine jahrelange Arbeit mit Eichhörnchen weiß ich, dass die fiesen einzelligen Darmparasiten zwischenzeitlich häufig Resistenzen gegen dieses sonst wunderbare Medikament entwickelt haben. Ich wollte den sicheren Weg gehen und knallte ihm also volle Breitseite das Antibiotikum rein. Der Durchfall war nach der ersten Gabe bereits direkt gestoppt und Rocket ging es schon am gleichen Tag zusehends besser. 

Die Schlacht war also gewonnen – dachte ich …

Giardien - die Zysten

7 Tage später stand der Kontrollgang und somit eine erneute Kotuntersuchung an. Nur noch schwach positiv sollte ich meinem Welpen – um auf der sicheren Seite zu sein – noch weitere 3 Tage Metronidazol verabreichen. Gesagt – getan … alles war gut. Insgesamt hatte Rocket somit 10 Tage am Stück sein Antibiotikum genommen.

Am 11. Tag sprudelte es beim Morgenspaziergang wieder aus ihm heraus. Nicht angsteinflößend, aber doch so, dass ich Rocket den Po unter der Dusche waschen musste. „Ok“ – dachte ich … das kann durchaus ein Einzelfall sein. Doch auch mittags und abends setzte er wieder weichen bis flüssigen Kot ab. Zudem zu oft und zu viel.

Am 12. Tag rief ich erneut beim Tierarzt an um mir Rat einzuholen. Schonkost sollte er bekommen und Leckerlieverbot. Dazu gab es ein Pülverchen zur Beruhigung des Darmes, welches ich zweimal täglich unter das Futter mischen sollte. Ich stellte mich also in die Küche und kochte darmfreundliche Kost. Rocket bekam abends püriertes Hühnchen mit Reis – aufgewertet mit ordentlich Hüttenkäse. Kein Trockenfutter, keine Kaustangen und auch sonst keine Leckereien. Zum Training gab es ein paar winzigkleine Käsewürfel, die insgesamt vielleicht der Menge von 1 bis maximal 1,5 Scheiben Schnittkäse entsprachen.

Vom Regen in die Traufe …

Ich könnte nicht sagen, dass die Schonkost nicht angeschlagen hat – aber leider haben wir jetzt das Problem auf die andere Seite verlagert. Rocket hat Verstopfung. Wie schlimm diese ist, kann ich noch nicht abschließend beurteilen. Ich kann nicht sagen dass gar nichts kommt, aber es ist VIEL zu wenig und viel zu fest. Um dieses Problem nun wieder loszuwerden bekam meine kleine Rakete heute Morgen sein gewohntes Feuchtfutter, welches ich mit Darmbakterien angereichert habe. Unterstützend darf er ein wenig Joghurt schlabbern und wir gehen öfter mal kurz spazieren. Zuhause auf der Couch massiere ich dem Kleinen den Bauch und hoffe, dass sich das Problem im Laufe des Tages im wahrsten Sinne des Wortes in Wohlgefallen auf-„lösen“ wird.

Mein armer Wauzi ...

Ungewissheit

Das Dumme an der Geschichte ist die Ungewissheit. Rocket hat sich am Tag vor seinem erneuten Durchfallleiden zum ersten Mal einen Chicken-Kauknochen einverleibt.  Jetzt stellt sich natürlich die Frage ob die Giardien wieder zugeschlagen hatten, ob er Durchfall die Folge der Antiobitiotikagabe ist, oder ob er dieses industriell gefertigte Leckerchen einfach nicht vertragen hat. Andere Kauknochen hatte er bis dato immer sehr gut vertragen, aber das will ja nichts heißen. Wie ich bei meinen Recherchen im Internet gelesen habe, muss eine erneute Kotprobe auch nicht unbedingt hundertprozentigen Aufschluss über Befall oder Nichtbefall mit Giardien geben. Bis vor drei Tagen war ich der Meinung, wenn die Probe negativ ist, dann sind die Einzeller besiegt – aber da habe ich mich wohl getäuscht. Ich fasse kurz zusammen:

Giardia intestinalis

Giardia intestinalis auch Giardia lamblia genannt, ist ein einzelliger Parasit aus der Gattung der Giardien der den Hund befällt. Auch Menschen können sich infizieren. Die Darmparasiten leben in zwei Stadien: den fruchtbaren Trophozoiten und den Zysten. Zunächst nimmt der Hund Zysten über infizierte Ausscheidungen oder kontaminiertes Wasser etc. auf. Durch ihre widerstandsfähige Hülle sind die Zysten gut vor Umwelt- und Witterungseinflüssen wie Kälte oder Nässe geschützt. Auf feuchten Untergründen oder im Wasser können sie deshalb bis zu drei Monate überleben. Für eine Infektion reicht bereits die Aufnahme von 10 Zysten - 10 Millionen davon können in 1 Gramm infiziertem Kot enthalten sein. Nachdem sie in den Verdauungstrakt gelangt sind, verwandeln sich die Zysten im Dünndarm zu Trophozoiten und heften sich an die Darmschleimhaut. Dort leben sie hauptsächlich von den Kohlenhydraten der Nahrung und vom Schleim des Dünndarms. Schätzungsweise sind 70% aller Hunde infiziert ohne an einer Giardiose zu erkranken. Symptome werden hauptsächlich an Welpen, alten oder immunschwachen Hunden beobachtet. Ist der Hund erkrankt, äußert sich der Befall durch teils heftige, mitunter blutige oder auch schleimige Durchfälle. Typisch für den Verlauf ist der Wechsel von Durchfall und durchfallfreien Phasen. Wenn erstmal eine Infektion stattgefunden hat ist sie praktisch unumkehrbar. Auch mit allen zur Mittel stehenden Medikamenten ist es nicht möglich die Giardien vollständig aus dem Organismus zu eliminieren, zudem ist die Gefahr einer Reinfektion allgegenwärtig.

Die bittere Erkenntnis:

Seit Tagen befasse ich mich nun mit Giardiose, deren Bekämpfung, Zusatzstoffen in Leckerlies und der sinnvollen Ernährung unserer Vierbeiner im Allgemeinen. Und trotz meiner langjährigen Erfahrungen mit allen möglichen Tieren, stehe ich in punkto Hund ganz am Anfang meiner Kenntnisse.

Wie schön, dass ich mit meinen täglichen Posts auf Instagram soooo viele Menschen erreiche, die mir hilfreiche Tipps geben und mich moralisch unterstützen. An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an meine treuen Follower ! Einige sind seit vielen Jahren Hundebesitzer und haben schon so manches mit ihrem Vierbeiner durchlebt. Das geben sie zu meinem Glück nun an mich weiter.

Die Informationen die mich als Kommentare oder private Nachrichten erreichen haben dazu geführt, dass ich mich sehr tief in die Materie eingelesen habe – oder besser dies immer noch tue. Mir ist klar, dass ich mit der Gabe von Antibiotikum den Darm langfristig schädige und in einen Teufelskreis gerate. Die Giardien werden durch die Medikamentengabe dezimiert, es ist ein paar Tage Ruhe und dann beginnt alles von vorne. Das liegt nicht in unerheblichem Maße daran, dass die Darmschleimhaut und die dort siedelnden Bakterien unter dem Medikament genauso leiden, wie die Einzeller, die es zu bekämpfen gilt. Ist die Darmflora erst einmal gestört, haben die Parasiten leichtes Spiel, vermehren sich feuchtfröhlich und der ganz Spuk beginnt von vorne. Danach gibt es wieder Kohlepülverchen und eine darauffolgende Verstopfung die es aufzuweichen gilt. Neeee, das kann es nicht sein !   

Giardien oder Nahrungsmittelunverträglichkeit ?

Da sich Giardien vorwiegend von Kohlehydraten des Hundefutters ernähren, scheint es der bessere Weg zu sein, diese einfach auszuhungern. Als Sofortmaßnahme wird meist das Weglassen des Trockenfutters empfohlen, da dies wohl besonders kohlehydratreich in der Zusammensetzung ist.

Da beginnt für mich schon das erste Problem: Rocket erhält in seinen Trainingseinheiten zur Belohnung keine Leckerlies im eigentlichen Sinne, sondern seine Ration Trockenfutter, die ich auf die Einheiten verteile. Also muss ich mir etwas anderes einfallen lassen. Was aber, wenn Rockets aktueller Durchfall gar nicht von einer Giardieninfektion, sondern von irgendwelchen industriell gefertigten Kau- und Leckerlieartikeln herrührt ? Wie soll ich dies eindeutig herausfinden, wenn mir der negative Giardienbefund einer Kotprobe auch keinen sicheren Aufschluss geben kann ? Ein ziemliches Dilemma – wie ich finde.

Der Weg aus dieser Misere erscheint mir ein langer zu werden. Mir ist nur eines klar: Wir können diesen Kampf nur dann gewinnen, wenn Rockets Organismus stabil und gesund ist. Ich habe mir vorgenommen die Sache von der anderen Seite her anzugehen. Ich möchte nicht die Symptome, sondern die Ursache bekämpfen. Ein gesunder Darm scheint mir da die beste Lösung zu sein.  Doch wie packen wir das an ?

Giardien Trophozoite

Leckerlies selbst machen

Wer in der Tiefe wühlt, wird erschrocken sein. Ich traute meinen Augen kaum als ich las, was die Industrie so alles in Futtermitteln verarbeitet und welche Zusatzstoffe sich in der angeblichen Hundenahrung finden, die der Zoofachhandel so bereit hält. Ich möchte dieses Thema hier gar nicht vertiefen, denn ich glaube das wäre eine abendfüllende Schreibarbeit.

Ich befinde mich momentan in einer kleinen Zwickmühle: Da ich viel zu wenig über die gesunde und ausgewogene Hundeernährung weiß, traue ich mir (noch) nicht zu meine Fellnase selbst zu bekochen – geschweige denn zu barfen. Zudem erhält Rocket (nach bestem Wissen) nur sehr hochwertiges Feuchtfutter. Was aber die ganzen Leckereien betrifft kann sofort Abhilfe geschaffen werden. So werde ich ab dem heutigen Tag nicht mehr das Trockenfutter, sondern kleine Käsestückchen als Belohnung einsetzen. Als Kauartikel darf Rocket weiterhin seine Hirschgeweihe bekommen, aber diese ganzen Chickenknochen, Sticks und der andere gepanschte Kram fliegen bei uns ab heute aus dem Sortiment. Künftig gibt es hier selbstgedörrtes Fleisch und hausgemachte Hundekekse. Der Dörrautomat wird in den nächsten Tagen bestellt, wenn ich mich für ein Modell entschieden habe. Noch bin ich am Testberichte lesen und Erfahrungen einholen. 

Vermutlich gibt es im Foodblog künftig auch mehr Rezepte für Hundekekse, als für Buttercremetorten 😊

Über die weitere Entwicklung halte ich euch natürlich auf dem Laufenden !

Update 20.06.2020

Rocket bekommt aktuell kein Antibiotikum und auch keine anderen Medikamente. Die Leckerlies und Kauknochen habe ich gegen Käse und selbstgedörrtes Fleisch getauscht und seither ist Ruhe im Karton 🙂 Um seinen Darm aufzubauen mische ich ihm täglich Hüttenkäse (etwa 1/3 des Gesamtvolumens) unter jedes Essen. Zusätzlich darf er jeden zweiten Tag etwas 2 Esslöffel Joghurt mit Casei Bakterien schlabbern. Noch ist es etwas zu früh um entgültige Schlüsse zu ziehen, aber ich bin guter Dinge. 

Update 24.07.2020

Ein weiterer Monat ist vergangen und ich wage eine vorsichtige Aussage: Wir haben die Giardien im Griff. Bisher gab es keine Durchfälle mehr und alles scheint gut. Rocket bekommt nach wie vor nur selbstgebackenene Leckerlies (Rezepte siehe HIER) und alle zwei Wochen eine Moro`sche Möhrensuppe einfach mal so zwischendurch. Bei der Hitze ist mir allerdings aufgefallen, dass Trockenfutter doch einen entscheidenden Vorteil gegenüber Nassfutter hat: Stinkt nicht, verdirbt nicht und kann im Beutel überall hin mitgenommen werden. Deswegen habe ich diesen Punkt wieder gelockert und Rocket bekommt auch wieder ein wenig davon. Bisher läuft also alles im grünen Bereich 🙂

Du kennst dich aus mit Giardien, Ernährung und Co. ?

Dann teile mir deine Erfahrung doch in den Kommentaren mit. Ich freue mich über jeden Ratschlag und ein über ein gesundes Hundeleben meiner kleinen Rakete.

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